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Malpelo 05/2015

Reisebericht Malpelo – April/Mai 2015

Nach einer langen Reise von Frankfurt/Main, einem Zwischenstopp in Amsterdam, landet der KML-Flieger endlich auf dem Flughafen von Panama, glücklicherweise samt Tauchgepäck. Nach braver Abgabe meine Fingerabdrücke frage ich mich, wo letztendlich die Fingerabdrücke landen werden. Aber wenigstens bin ich durchgekommen. Draußen treffe ich nach längerem Suchen einen Mittaucher und irgendwann trudelte dann auch unser Shuttlebus ein, mit dem wir zu den ca. 90 min entfernten Gamboa Rainforest Resort fahren. Unterwegs müssen wir jedoch noch eine ziemlich wacklige Brücke überqueren, die nur aus Holzdielen besteht und lediglich einspurig befahrbar ist. Darüber auch noch einen fetten Bus fahren zu lassen, erscheint mir ziemlich abenteuerlich. Aber es geht alles gut. Gleich schon mal einen Blick auf den Panamakanal werfen und zu meiner Überraschung liegt auch das Resort direkt am Panamakanal, inmitten des Regenwaldes. Die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit sind entsprechend tropisch.
Das Hotel erinnert mich vom Stil an die Kolonialzeiten und zu meiner Freude habe ich ein riesiges Zimmer mit zwei Queensizebetten, Balkon, einer supertollen Hängematten, Sicht aufs Wasser und auf den Seitenarm des Panamakanals.
Nach einem leckeren Abendessen falle ich aufgrund der Zeitverschiebung von 7 Stunden todmüde ins Bett.

Frühmorgens starte ich eine kleine Wanderung über die Pipelineroad, einer Schotterpiste, die an einer Pipeline entlang des Kanals durch den Regenwald führt. Ich dachte zuerst, ich traue meinen Augen nicht oder ich brauche eine neue Brille: da saß doch tatsächlich ein Rudel schwarzer Geier! In Panama ist über Geier aber keiner mehr erstaunt. Die sind hier so vertreten wie bei uns die Tauben. Oben in den Bäumen höre ich ein paar Brüllaffen und allerlei Vögel. Singvögel, Reiher, Fröschen etc. Da es schon relativ heiß ist und die Luftfeuchtigkeit hoch, entscheide ich mich, nochmals am Hotelpool vorbeizugehen.

Zum Frühstück tauchen zwischen den vorwiegend amerikanischen Gästen auch einige deutschsprachige Gäste auf - das können wohl nur die Taucher sein. Nach einem kurzen Kennenlernen geht es auch schon mit einem großen klimatisierten Bus auf die vierstündige Busfahrt gen Westen. Bei einem Zwischenstopp bei „McDonalds„ besteht die letzte Gelegenheit, nochmals die E-Mails zu checken, bevor wir dann nach Puerto Mutis weiterfahren. In Puerto Mutis ist erst einmal Endstation und Taucher und Equipment werden auf die Skiffs der Yemaya umgeladen, nachdem wir direkt vor dem Bus die Zollkontrolle von Kolumbien durchlaufen haben. Ein sympathischer, netter Mann schaute in unsere Koffer, warf einen Blick in unseren Pass und das war es schon. Los geht es auf den zwei Beibooten, die uns zum Schiff bringen. Auch auf den Skiffs gibt es nochmals Gelegenheit für einen Sightseeing-Trip über den Rio San Petro, bevor wir zur Yemaya kommen, die weiter draußen vor Anker liegt. Ich bin schon sehr gespannt auf das Schiff und auch überrascht bei dessen Anblick. Es gibt ein riesiges Oberdeck, das sehr offen ist und in ein Sonnen- und ein Schattendeck unterteilt ist und reichlich Platz für die Gäste bietet. In den Kabinen darunter ist es dann doch etwas enger. Unsere Kabine, die ich mit meinem Tauchpartner teile, den ich auch erst auf der Reise kennengelernt habe, besteht aus zwei Betten in L-Form, unter denen je zwei Schubladen Stauraum bieten. Die Kabine hat ein Waschbecken, Dusche und Toilette werden jeweils mit der Nachbarkabine geteilt. Neben den Doppelkabinen gibt es auf dem Oberdeck noch zwei Masterkabinen mit natürlich eigenem Bad und größeren Betten.

Unsere Tauchergruppe, insgesamt 15 Taucher, besteht aus einer gemischten Gruppe, vier Pärchen und der Rest sind gutgelaunte „Jungs„ ,in der Altersgruppe von 30 bis 60.
Zu meiner Freude unterhält uns unser Mittaucher Olaf mit seinem iPad und mitgebrachten Boxen allabendlich mit guter Musik, der Koch serviert uns regelmäßig gigantisch gutes Essen, morgens und mittags in Buffetform, abends als leckeres Drei-Gang-Menu mit allerlei Leckereien, wie Hummer, Fisch, traumhaft zartes Rinderfilet, Salate, Suppen, Desserts, etc. Ich habe sehr gestaunt, wie der Koch auf dieser kleinen Fläche und teils heftigem Wellengang uns jeden Tag abwechslungsreiches und schmackhaftes Essen zubereitet hat. Hut ab!

Bei relativ ruhiger See, schönem Wetter haben wir nach 550 km und 36 h Fahrt endlich Malpelo erreicht. Ein Blick am Morgen durch das Kabinenfenster zeigt mir einen kargen, tristen und überdimensionalen Felsbrocken in der endlosen Weite des Meeres. Auf dem Fels gibt es keine Vegetation und die schroffen Felswände steigen fast senkrecht hoch. Darüber kreisen hunderte oder tausende Fregattvögeln und Möwen. Deren Geschrei wird uns die nächsten Tage begleiten.

Nach einem kleinen Frühstück verteilt sich die Gruppe, aufgeteilt in zwei Einheiten jeweils auf ein Skiff zum ersten Check-Tauchgang. Die Sichtbedingungen sind zwar schlecht, gleichwohl werden wir schon beim ersten Tauchgang mit Hammerhai, Walhai, Galapagoshai, unzähligen Muränen und Eagleray belohnt. Also schon das volle Programm; beim ersten Tauchgang schon alles gesehen, jetzt könnten wir eigentlich wieder nach Hause fahren. Scherz beiseite, wir sind schon alle heiß auf den zweiten Tauchgang und staunen dabei über die Schwärme von großen Tunas und Hammerhaien.
Gott sei Dank ist die Strömung am ersten Tag relativ schwach bis mäßig und so wird unser dritter Tauchgang mit Fischschwärmen und Delphine an der Oberfläche, insgesamt ein sehr entspannter erster Tag.

Unsere Hoffnung, dass die Sicht besser wird ist am nächsten Tag, schnell vorbei. Doch trotz der schlechten Sicht sehen wir Hammerhaie, Muränen und Thunfische. Beim zweiten Tauchgang tauchen wir doch prompt über einer Schule von 50 bis 100 Seidenenhaien ab. Es ist unglaublich, wie die Silkies vor uns hin und her kreuzen und schauen, was wir da so treiben. Vor lauter Faszination und Blick auf die Seidenenhaie hätte ich fast die unter uns kreuzenden Hammerhaie übersehen. Was für ein genialer Tauchtag.

Am nächsten Tag ist die Sicht immer noch mäßig, dafür tauchen wir zu meiner Freude mit einer Schule von Seiden- und Hammerhaien ab. Ich schaue wie gebannt auf die bis auf zwei Armlängen entfernten Haie, die mich umkreisen. Irgendwann werden sie mutiger und die Kreis um mich enger. Jetzt sind sie nur noch eine Armlänge von mir entfernt. Dies müsste nun ein gutes Motiv für unsere Videofilmer und Fotografen in der Gruppe geben und dreh mich um und…… sehe nichts! Ich kann es kaum fassen, da bin ich draußen im tiefen Blau mit den Haien und keiner aus der Gruppe ist mehr da. Wo sind die geblieben? Die waren doch vor gefühlten dreißig Sekunden eben noch da!? Ein Blick auf meinen Tauchcomputer zeigt, dass ich mich auf 25 m befinde und wohl nicht gemerkt habe, dass ich die Haie zwar immer auf Augenhöhe hatte, mit diesen aber wohl abgesunken bin. Mein Adrenalinspiegel steigt und die Atmung geht schneller. Auf einmal bin ich gar nicht mehr so erfreut, dass die Haie so nah sind. Es ist schon ein komisches Gefühl, so alleine im tiefen Blau (oder Grau) zu sein und man von einem Schwarm Haien umkreist wird. Jetzt heißt es auftauchen und ich fange schon einmal während des Aufstiegs an, meine grelle Boje in Form einer gelb-grünen Wurst auszupacken, damit ich diese schon einmal in 10m Tiefe parat habe. Habe etwas Bedenken, dass ich in der Strömung nicht aufgepasst habe und abgetrieben wurde. Hatten uns doch die Diveguides immer wieder davor gewarnt, nicht in der Nähe der Felsen in die Strudel zu geraten, da man dort nicht so einfach wieder raus kommt. Vielleicht sieht einer der anderen meine leuchtende Boje unter Wasser, auch wenn ich niemanden sehe. Und tatsächlich kam unser Diveguide an und hat mir signalisiert, schneller aufzusteigen. Der Rest der Gruppe war bereits oben auf 5 m und ich bin wohl, fasziniert von den Haien mit diesen abgesunken. Dank der schlechten Sicht haben wir uns nicht mehr gesehen. Diesmal hatte ich Glück.
Beim nächsten Tauchgang nimmt die Strömung stark zu. Dafür Tauchen wir bei den drei Musketieren( so nennen sich die vorgelagerten Felsen) in einem Schwarm von riesigen Jackfischen ein. Was für ein Spektakel! Auch diesmal sehe ich meine Gruppe nicht mehr. Dies liegt aber nicht an der Entfernung, sondern daran, dass ich mich in einer dichten Fischschwarm befinde und nur noch Fisch sehe. Zu der dicken Fischsuppe gesellen sich bunte Butterflyfische, die wie gelbe Schmetterlinge durchs Wasser tanzen.

Auch der nächste Tauchgang am beschwert uns starke Strömung, die anscheinend noch zunimmt. Die Strömung ist so stark, dass man eigentlich nicht mehr von tauchen sprechen kann, sondern mehr von „unterwasserklettern „am Fels . Auch die Wassertemperaturen sind von 25°C auf 27°C gestiegen und wir hangeln uns mehr oder weniger wieder an der Felswand entlang. Wir kämpfen gegen wechselnde warme und kalte Strömungen an, halten uns krampfhaft an der Felswand fest und werden mit Galapagoshaien und einer regelrechten Fischsuppe belohnt.

Am Abend gibt es auf dem benachbarten Militärschiff, welches zwei Tag neben uns anlegte, eine Party mit unserem Kapitän. Der auf dem Militärschiff befindliche Helikopter ist mehrmals vom Schiff auf die Insel geflogen und Proviant gebracht, bzw. die Soldaten, die dort stationiert sind, ausgetauscht. Man fragt sich schon, wie die es auf der Insel aushalten. Malpelo ist die Spitze einer rund 300 km langen Vulkankette, die sich aus über 4000 m Meerestiefe empor hebt. Über den Meeresspiegel zeigt sich bis in einer Höhe von 360m nur die Spitze dieser imposanten Unterwassergebirgskette. Auf diesem fernen öden Eiland sind einige Soldaten stationiert, deren einzige Gesellschaft tausende von Vögel und auch Fliegen sind. Eigentlich sollen die Soldaten für den Schutz des Marinereservats sorgen und gegen die illegale Fischerei vorgehen. Die Frage ist allerdings wie sie das überhaupt tun sollen. Sie haben nicht einmal ein Boot. Der Zugang zu der Insel ist nur über ein Strickleiter möglich, die an einem vor sich hin rostenden Auslege montiert ist, der an einen umgekippten Kran erinnert. Bei hohem Seegang die richtig Sprosse der Strickleiter zu erwischen, ist eine ziemliche Herausforderung. Jedenfalls hat keiner von uns auf dem Boot Anstalten gemacht, die Insel zu besuchen. Besucht hat uns dafür das Militär, welches auch hier wieder die Passkontrollen durchgeführt hat, von der wir allerdings nicht viel mitbekommen haben, da wir mit Tauchen beschäftigt waren. Besucht hat uns allerdings auch der Ranger, der einige Tage und Nächte auf unserem Schiff geblieben ist, da das Wetter auf Malpelo relativ schnell umgeschlagen hat. War bei unserer Ankunft noch ruhiges Meer und Sonne, herrscht jetzt extrem hoher Wellengang, Wind und starke Strömung. Der Regen sorgt dafür, dass vom Fels braune Wasserfälle herunterstürzen. Die sogenannten „Shitty Falls„ schwemmen den Vogelkot von der Insel ins Meer, was unsere Sichtbedingungen sicher nicht verbessern wird. Der Fels ist jetzt wellenumtost und das Meer bricht lautstark und wild schäumend am Fels. Es ist imposant, die riesigen Wellen anrollen und am Fels brechen zu sehen. Die Waschmaschine der Wellen verursacht einen dicken und leider auch braunen Schaum auf dem Meer. Aber auch das hält uns vom Tauchen nicht ab.
Immer wieder Tauchgänge an schönen Felsformationen, Schwärme von Fischen, Galapagoshaie, Hammerhaie, unzählige Muränen, große Jackfischschwärme, große Barsche, gelbe Schnapperschwärme…. – ein Traum. So karg und öde auch der Fels ist, so imposant und abwechslungsreich ist sein Szenario unter Wasser. Dort tobt das Leben. Die teilweise vorbeiziehenden Weißspitzenriffhaie werde von den Tauchern kaum noch beachtet, wo es doch so viel anderes zu sehen gibt.

Das Malpelo kein Tauchgebiet für Anfänger ist, zeigt mir mein nächster Tauchgang. Wir sind wieder mit Haien im Blau tauchen und Dank des vielen Platzes habe ich auch entsprechenden Abstand zu Gruppe. Diesmal lasse ich die Gruppe nicht aus den Augen. Wieder liegt aber meine Konzentration auf den uns umkreisenden Haien. Plötzlich habe ich das Gefühl, ein Déjà-vu zu haben. Nachdem ich gesehen habe, dass ich bereits viel tiefer bin als die Gruppe, versuche ich aufzusteigen. Trotz aufgeblasener Weste und strampeln komme ich nicht richtig hoch. Da kommt unser Diveguide angeschossen und zieht mich seitlich weg . Er signalisiert mir, dass ich keine Luft mehr in die Weste blasen darf und mich stattdessen an seine Schulter, bzw. an seiner Weste festhalten soll. Ich versteh nicht so ganz, was los ist, und ich glaube ich kann nicht mehr tauchen. Wir schwimmen zur Gruppe zurück. Ich bin ziemlich irritiert, weil ich überhaupt nicht verstanden habe, was eigentlich los ist, bis mir Sten an der Oberfläche erklärt, dass ich in eine Strömung gekommen bin, die mich nach unten gedrückt hat. War ein neues Erlebnis und auch etwas peinlich.

Der Tauchgang am nächsten Tag ist bei leichter Strömung wieder relativ entspannt. Die Crew hat eine Abstiegsleine installiert, die geradewegs auf das Dach des Unterwasserberges führt. Von dort kann man das rege Fischtreiben an den Putzerstationen beobachten.

Es gibt große Fischschwärme von Butterflyfischen, Barrakudas, Barschen, Schwärmen von Waroos, Schwärme von Snappern und anschließend noch ein traumhafter Tauchgang im Blauen. Trotz andauernden Regen tauche ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf.

Beim nächsten Tauchgang tauchen wir ins tiefe Blau ab und haben wieder das Glück, mit Hammerhaien und Silkies in großer Anzahl zu tauchen. Alleine dieser Anblick der Haie, die kreuz und quer durcheinander wuseln, war die lange Anreise nach Malpeo wert. Anschließend wechseln wir zu einem neuen Tauchplatz am Fels. Hier nimmt Dank der vielen Seeigel der ein oder andere Taucher ein spitzes Souvenir im Fleisch mit. Wieder haben wir freischwimmende Muränen – habe noch nie Muränen in so großer Anzahl gesehen. Und natürlich wieder Hammerhaie und Galapagoshaie. Während ich fasziniert den Barschschwärmen zusehe und in 23 m Tiefe am Fels hänge, sehe ich, wie von unten ein großer Galapagoshai sich am Fels schnell hochbewegt und direkt auf mich zukommt. Es ist ein imposantes Galapagoshaiweibchen und sie macht keine Anstalten, ihre Richtung zu ändern. Sie steuert zügig auf mich zu und mir wird langsam etwas mulmig. Eine knappe Armlänge von mir entfernt stoppt sie und schaut mich interessiert an. Wahrscheinlich fragt sie sich, was für ein Äffchen da am Fels hängt. Ihre Augen taxieren mich und ich kann sehen, dass sie auf der Seite eine große Bisswunde hat. Dann dreht sie sich direkt vor mir um und verschwindet wieder ins tiefe Blau(Grau). So nah war mir ein Galapagoshai noch nie. Später beim Auftauchen sehe ich sie nochmals in der Tiefe bei den Barschschwärmen und den vorbeiziehenden Adlerrochen. Die Begegnung mit dem Galapagosweibchen war schon extrem aufregend und sensationell schön .Immer noch komme ich aus dem Grinsen und Strahlen nicht mehr raus.

An Bord werden wir wieder mit einem super leckeren und butterzarten Rinderfilet vom Grill mit Gemüse und Kartoffeln verwöhnt. Unser Koch ist ein echter Knaller.

Unser nächster Tauchgang führt uns zum D’Artagnan, bei relativ wenig Strömung. Wir tauchen durch einen Schwarm von Snappern. Wir sind mittendrin im Schwarm und ich fühle mich wie ein Teil des Schwarmes. Einfach traumhaft. Unter uns kreisen Galapagoshaie und fünf Eagleray‘s ziehen vorbei. Dazwischen die gelben Butterflyfische, große Kugelfische, herumliegende und mit dem Kopf nach unten schlafende Muränen – hier hätte ich ewig bleiben können. Beim Auftauchen musste ich dann aber kräftig an der Oberfläche strampeln, um von dem Felsen und der Brandung weg zu kommen. Ich war ziemlich aus der Puste, bis wir endlich wieder auf dem Boot waren.
Der nächste Tauchgang, nach dem Tausch der Diveguides ist sehr entsspannt und die Wassertemperatur ist auf fast 30°C angestiegen . Ausgerechnet dieses Mal habe ich – schon um keine Probleme mit dem Gepäck zu bekommen – den Dreier-Anzug zu Hause gelassen. Der wäre allerdings mehr als ausreichend gewesen. Auf die Handschuhe kann ich auch nicht verzichten, weil wir uns wegen der Strömung oft an den Felsen festhalten müssen.

Das Wetter wird rauer. Es gibt große Dünungen und hohe Wellen und Regen. Vom Fels kommen regelrechte Wasserfälle und das Tauchen ist aufgrund der großen Brandung am Fels nur noch im Blau möglich. Dafür gibt es dort Silkies und Hammerhaie satt.

Vor Malpelo kann das Schiff nicht direkt ankern, sondern ist an einer beweglichen Boje festgemacht. Die Strömung sorgte dann dafür, dass wir mit dem Schiff quer zur Welle standen, was nachts dazu führte dass eine Welle durch die Außen-Stahltür drückte und Wasser eindrang. Nach heller Aufregung ging Gott sei Dank alles glimpflich ab. Morgens waren immer noch hohe Wellen. Anscheinend gab es bei Alaska und Chile schwere Stürme, deren Ausläufer wir nun abbekommen. Dafür tauchen wir wieder mit Silkies im tiefen Blau ab. Dazwischen gesellen sich Hammerhaie und die Haie schwimmen zwischen uns durch. Unglaublich!

Dennoch lasse ich den nächsten Tauchgang ausfallen, weil die Sicht schon beim ersten Tauchgang extrem schlecht war und sich nunmehr auch noch der Himmel extrem verdunkelt.
Die folgenden Tauchgänge fallen dann aufgrund des schlechten Wetters aus. Es wird beschlossen, dass wir alle an Bord bleiben. Das ist bei den Wetterbedingungen auch sicher besser so.

Tags darauf tauchen wir wieder ab im tiefen Blau und haben zu unserer Freude ca. eine Stunde mit Silkies verbracht. Unbemerkt sind wir zwei bis drei Seemeilen gedriftet, obwohl alle von uns der Meinung waren, wir würden da wieder auftauchen wo wir abgetaucht sind. So kann man sich irren!

Auch nach dem Mittagessen ist das Wetter sehr stürmisch. Die Suppe auf dem Tisch schwappt über. Es schüttet aus Kübeln, der Himmel ist grau, es gewittert und das Boot tanzt in den Wellen; es wird hin und her geworfen, jeder Schritt darf und muss gut überlegt werden.
Nachdem es am nächsten Tag immer noch grau ist, tauchen wir erneut ab, haben aber eine sehr bescheidene Sicht. Dafür haben wir eine große Dünung und Wellen von sieben bis acht Metern. Ich fühle mich wie ein Schaukelfisch oder wie auf einer großen Unterwasserschiffschaukel.

Zwischen uns tauchen Galapagoshaie auf. Einige sind besonders neugierig und schwimmen bis auf Armlänge an uns vorbei, durch die Gruppe durch und verschwinden anschließend wieder im diffusen Blaugrau des Wassers.

Zur Abwechslung gibt es später ein Abtauchen an der Boje und am Seil. Es ist das reinste „Kampftauchen„. Ich konnte mich kaum am Seil halten und musste die Zähne zusammen beißen, damit mir die Strömung nicht das Mundstück herausreißt. Jede Kopfbewegung musste achtsam erfolgen, damit nicht bei einer unkontrollierten Bewegung die Brille vom Kopf gerissen wird. Selbst das Atmen fällt durch den Druck schwer.
Trotz der extremen Anstrengungen habe ich wenig gesehen und war froh, nach dem Tauchgang wieder oben zu sein. Auch so kann es mal gehen.

Unser dritter Tauchgang an diesem Tag erfolgte wieder bei hoher Dünung, war aber gleichwohl entspannt. Mittlerweile macht mir das Schaukeln im Wasser richtig Spaß und meine „Freundin„ das Galapagosweibchen mit ihrer imposanten Gestalt kommt auch zum „Hallo sagen„ vorbei.

Zurück auf dem Schiff gibt es wieder leckeres Essen. Wenn es mit dem Essen so weiter geht, dann kann ich wohl bald Blei abnehmen, da ich an Gewicht zulege.

Nach dem Frühstück war Biteball-Alarm . Alles zog sich in Windeseile an und wir fuhren raus aufs Meer. Allerding war kein Biteball mehr zu sehen. So schnell gaben wir die Hoffnung allerdings nicht auf und sind fast eine Stunde auf dem Meer herumgetuckert. Die Temperatur stieg bei einigen im Anzug, da endlich auch mal die Sonne schien. Nachdem wir eine gefühlte Ewigkeit herumgedümpelt sind, war es auch schon wieder Zeit für den zweiten Tauchgang.

Diesmal am Fels in der Nähe des Schiffes. Es war ein schöner entspannter Tauchgang im „Kindergarten„. Viele kleine und große Fischschwärme, Felsformationen, Korallen, große Grau- und quietschgelbe Trompetenfische, Kugelfische, alle Variationen von Farben und Größen, von Mustern und Formen, von gelb bis schwarz, von gefleckt bis gepunktet, unzählige Muränen, gelbe Fischschwärme, Bleendy‘s , Schildkröten, etc. Vor lauter Vielfalt wusste ich gar nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte und ich übersah fast den vorbeiziehenden Galapagoshai (die Sicht war ja immer noch schlecht). Aber wir hatten dank der Sonne endlich wieder Licht und die Fotografen und Filmer waren voll in ihrem Element. Ich genoss den entspannen Tauchgang sehr an den Felsformationen, den grünen und braunen Hartkorallen, Weichkorallen, Seesternen, Seeigeln und Kugelseeigeln, die aussahen wie der „ Schwiegermuttersitz- Kaktus„

Bei unserem letzten Tauchgang hatten wir dann noch eine kleine Robbe am Fels gesehen, die so süß war, dass selbst unsere „ harten Jungs„ davon beeindruckt waren.
Wie schnell zehn Tage um sind. Mir wird die Zeit an Bord fehlen und auch unsere Tauchergruppe. Es war immer eine schöne und lustige Stimmung an Bord.

Die Überfahrt wurde dazu genutzt, unsere Tauchsachen zu waschen, zu trocknen und zusammen zu packen. Und natürlich wurden jetzt hemmungslos die letzten Reste der letzten Alkoholreste geplündert. Unser Kapitän hat auf der Rückfahrt noch ordentlich Gas gegeben, damit wir noch mit der Flut in Puerto Mutis einfahren konnten. So hatten wir eine ruhige Nacht in Puerto Mutis und nach dem Frühstück ging es auch schon mit dem Bus wieder Richtung Panama City. Wir machten noch einen Zwischenstopp in einem Restaurant beim Castaway. Ein Teil der Mitreisenden verbrachte noch ein paar Tage in Panama, der Rest wurde zum Flughafen kutschiert.

Kaum vom Schiff war ich schon wehmütig und wäre am liebsten wieder auf das Schiff zurückgekehrt. Das war sicherlich nicht meine letzte Reise nach Malpelo und ich habe allen Grund zurückzukehren.



Der Reisebericht wurde von Marion Schnellbach geschrieben.



Vergessen:
Der Rancher, der zwei bis drei Tage auf unserem Schiff verbrachte, hat uns noch einen Vortrag über Malpelo gehalten und uns einige Informationen in seinem Vortrag erteilt. Es wurde uns auch dann noch ein Fragebogen ausgehändigt. Wobei ich mich gefragt habe, was der Rancher und die handvoll Soldaten auf dem öden Eiland eigentlich ausrichten wollen. Sie haben kein Boot und ich frage mich, wie sie gegen die illegale Fischerei vorgehen wollen.

Ich habe mich gefragt habe, was eigentlich mit den 90 US$ Nationalparkgebühr passiert, die ja jeder Taucher entrichtet, und zwar pro Tag. Sicherlich muss man berücksichtigten, dass immer nur ein Boot vor Malpelo liegen darf und daher lediglich ca. 300 Taucher pro Jahr den Malpelo besuchen. Insoweit sind die Gesamteinnahmen sicherlich zu spärlich, um eine permanente Überwachung des Felsbrockens zu gewährleisten. Der Rancher klärte uns auch darüber auf, dass das Geld der Nationalparkgebühren in einen großen öffentlichen Topf fließt, mit dem auch andere Nationalparks finanziert werden.

Letztendlich kann man nur hoffen, dass zumindest ein Teil des Geldes dem Schutz von Malpelo zugutekommt. Malpelo ist zwar 2006 zur Liste der UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen worden und ist auch Drehort der BBC-Dokumentation „Der blaue Planet„ geworden. Fest steht für mich, dass dieser einmalige Ort allerdings noch eines größeren Schutzes bedarf. Ich hoffe, dass dieses Unterwasserparadies überlebt.

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